Schneiderei Makosch

Inhaberin: Corinna Lügering

Manfred Makosch gibt "Stoff" bei Schützenvereinen und Feuerwehren
Lingener Herrenschneider https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/2177155/manfred-makosch-gibt-stoff-bei-schuetzenvereinen-und-feuerwehren

Manfred Makosch ist seit 50 Jahren Herrenschneidermeister / Mit 74 Jahren noch voller Tatendrang

Lingen Eigentlich wollte er technischer Zeichner werden, heute ist er Herrenschneidermeister. Seit 50 Jahren arbeitet Manfred Makosch aus Lingen-Damaschke in diesem Beruf. Über fehlende Kundschaft kann er sich nicht beklagen. Über mangelnden Nachwuchs schon – denn es ist ein allseits aussterbender Beruf.
„Ach komm, wenn du Herrenschneider wirst, kannst du auch ganz viel zeichnen“. Als der Vater von Manfred Makosch mit diesem Satz bei dem 14-Jährigen punkten wollte, brauchte der Teenager nicht lange, um sich von seinem Traumberuf zu verabschieden und in die Fußstapfen seines Vaters Eduard zu treten.

Kein Führerschein

Es war das Jahr 1960, als Makosch seine Lehre im Betrieb begann, für den sein Vater am 16. Juli 1945 den Grundstein gelegt hatte. „Mit 14 Jahren hatte ich ja noch gar keinen Führerschein, in einer anderen Stadt meine Ausbildung zu machen war keine Option“, sagt der Lingener, der seit einem Unfall in seiner Kindheit gehbehindert ist.

Ein Handicap, das für Makosch nur selten ein Problem darstellte. Denn schließlich ist Schneider ein handwerklicher Beruf. Damals hatte es im Betrieb eine Nähmaschine gegeben, es wurde mit der Hand gearbeitet – und das viel. Ein Stich in die Finger oder Rückenschmerzen vom vielen Sitzen waren keine Seltenheit, doch es gab auch schöne Zeiten. „Ich sag immer, das Leben ist ein Auf und Ab“, sagt Makosch, als er am Montag in seiner Schneiderei am Asternweg sitzt.

Vor ihm liegt eine Urkunde, sie stammt von der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. „Per Post kam sie, eine Feierstunde geht ja zurzeit aufgrund von Corona nicht.“ Vor genau 50 Jahren, im Jahr 1970, hat der Lingener seine Meisterprüfung abgelegt. Er wurde dafür jetzt – wie 145 andere Meister in der Region - geehrt, und zwar mit dem Goldenen Meisterbrief. Das Besondere: Makosch ist der einzige Herrenschneidermeister unter den Geehrten.

Den Lingener wundert das nicht. „Die waren doch damals schon fast alle ausgestorben“, meint er und muss dabei lachen. Während sein Vater in seinem Betrieb noch zwei Gesellen und einen Lehrling beschäftigte, sah das bei Makosch ganz anders aus. Seine Tochter Corinna war der einzige Lehrling in seiner Berufslaufbahn. Als er 1974 den Betrieb übernahm, war es für ihn wie ein Sprung ins kalte Wasser und dazu nicht ganz freiwillig. Doch sein Vater starb plötzlich und unerwartet. Und obwohl Makosch zu diesem Zeitpunkt bereits seit vier Jahren Meister war, war er noch etwas grün hinter den Ohren. Stichwort Buchhaltung: „Ich hatte zwar etwas in der Berufsschule darüber gelernt, doch auf dem Papier sieht alles anders aus als in der Realität“, sagt Makosch.

Dennoch nahm er die Herausforderung an und fuchste sich nach und nach in die Berge voller Zahlen rein. Hilfe hatte er dabei von seiner Frau Emma – die er liebevoll Emmi nennt. „Ohne sie hätte ich das nicht geschafft.“ Sie hielt ihm den Rücken frei, unterstützte ihn als Näherin im Geschäft und kümmerte sich um die vier Kinder. Auch heute ist Emmi noch immer nach 48 Ehejahren an seiner Seite und sitzt an der Nähmaschine, während Makosch aus seinem Leben erzählt.

Seiner Aussage nach hat er früh gelernt, dass es wichtig ist, auf verschiedenen Standbeinen zu stehen, denn nur mit der Herrenschneiderei alleine würde er heute finanziell nicht überleben können. Nur noch selten kommen Kunden und wollen einen Anzug angefertigt haben, schließlich kosten diese ihren Preis. „2014 habe ich das letzte Mal einen Anzug genäht.“ Neben der Textil- und Änderungsschneiderei bietet der Betrieb Makosch seit einigen Jahren eine Wäscheservice an. Zudem ist Makosch Anlaufstelle von Schützenvereinen und Feuerwehren, wenn diese auf ihre Kleidung beispielsweise Embleme genäht haben möchten.

Tochter hat das Sagen

Heute sind Manfred und Emmi nur noch Angestellte im Betrieb, denn seit 2017 hält Tochter Corinna Lügering die Fäden in der Hand. Das Ehepaar Makosch will noch nicht in Rente gehen, doch sie lassen ihrer Tochter freie Hand. Es sind deren neue Ideen, die den Laden beleben. Als beispielsweise 2014 eine Renovierung anstand, wurde entschieden, dass die Schneiderei nach vorne ins Geschäft kommt und der Kleidungsverkauf in den Hintergrund rückt.

Kleidungsverkauf in den Hintergrund rückt. „Immer mehr Menschen kaufen Kleidung im Internet. Unsere Kunden sind älter, die wünschen sich noch richtige Beratung. Damit können wir punkten“, ist sich Makosch bewusst. Er hofft dennoch, dass das altgediente Handwerk noch weiter Bestand haben wird – auch in seiner Familie. Vielleicht hat er Glück: Mittlerweile sind zehn Enkelkinder da. Doch Makosch sagt: „Drängen werde ich niemanden dazu, es ist schön, wenn jeder für sich selbst entscheidet.“

Quelle: noz.de (Julia Mausch)

Am 16.07.1945 fing alles an...

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